Saison

Wir sind doch bereits etwas eingerichtet hier in Kashikishi und der Tagesablauf ist nicht nur bei Bodo und mir sondern auch bei Lio wieder einigermassen regelmässig.

Samstags gehen wir jeweils gemeinsam zum Markt, Lio im Tragetuch auf meinem Rücken. Dieses Bild scheinen die Sambier hier nicht gewohnt zu sein. Die einen rufen erfreut „Baby, Baby“, die anderen scheinen erstaunt zu sein, das da noch jemand Kleines dabei ist und die Kinder laufen uns in immer grösserwerdenden Trauben nach. Wir scheinen mal wieder eine Attraktion zu sein, sind jedoch überall willkommen.

Auf dem Markt gibt es zur Zeit wenig Auswahl an Gemüse. Tomaten, Gurken und Zwiebeln sowie etwas grünes Gemüse (Mangold, etc.) scheint aktuell Saison zu haben. Auch Avocados und Limetten sind momentan gut vertreten und schmecken ausgezeichnet. Zusätzlich kommen langsam die Orangen und die Guavas (süss-saure Frucht, steinharte Kerne und meist rosarotes Fruchtfleisch, sehr reich an Vitamin C, ist uns bisher nur auf Reisen aufgefallen) in die Saison und somit auf den Markt. Heute haben wir das erste Mal „Watermelon“ gefunden und natürlich sofort gekauft.

Diese „Watermelon“ durfte dann heute auch gleich unser „Zvieri“ sein. Äusserlich definitiv eine Wassermelone, etwas überrascht waren wir dann von dem gelb- bis grünlichen Inneren und den knallroten Kernen. Der Geschmack erinnert auch eher an Gurke als an Wassermelone, aber einem scheint es ganz besonders geschmeckt zu haben…

Guavas gibts auch im Garten unseres Hauses und zwar gleich von mehreren Bäumen. Diese sind zumindest für uns noch nicht reif, jedoch haben wir täglich fast ganze Schulklassen an und auf der Mauer vor unserem Haus, welche die unreifen Früchte pflücken und gleich verzerren. Ich hoffe doch sehr dass für uns zumindest noch einige übrig bleiben, denn auch unser kleiner Lausbub hat sie doch sehr gerne.

St. Paul’s Mission General Hospital Kashikishi

Zwischenzeitlich konnten wir uns mit dem „St. Paul’s Mission General Hospital Kashikishi“ etwas vertraut machen. Die vom Basler Förerverein für Medizinische Zusammenarbeit (globalmed.ch) entlehnte Luftaufnahme gibt eine gute Übersicht über das Spitalgelände in der Bildmitte, das College of Nursing dahinter und die Kirche im Vordergrund.

Quelle: https://globalmed.ch


Das Spital ist für die Grundversorgung von rund 200’000 Menschen zuständig und, wie in Afrika verbreitet, in Pavillonbauweise mit mehreren einstöckigen Gebäuden organisiert. Es gibt Bettenstationen für Medizin, Isolation, Chirurgie, Geburtshilfe und Pädiatrie. Daneben gibt es ein grosses Out-Patient Department mit Walk-In Sprechstunde, Apotheke, Labor und Spezialabteilungen für HIV und Tuberkulose. Für die Bildgebung gibt es traditionelles, konventionelles Röntgen mit Dunkelraum-Scribor und Ultraschall.

Insgesamt verfügt das Spital über ca. 180 Betten und ist im Regelbetrieb mit 4-5 einheimischen Ärzten, die speziell für Bettenstationen, Gebärsaal und Operationssaal zuständig sind, und 10 Clinical Officers, die sich im Schichtbetrieb hauptsächlich um das Out-Patient Department kümmern, besetzt. Nicht alle davon sind derzeit anwesend.

Überraschenderweise gibt es weder eine Blutbank (was an sich noch nicht dramatisch wäre) noch die Möglichkeit, Transfusionsscreening für „warme“ Transfusionen durchzuführen. Diese Kombination ist ungünstig, da damit jeder Patient, der eine Bluttransfusion benötigt, mit dem Geländewagen in die im Idealfall vier Stunden entfernte Provinzhauptstadt Mansa verlegt werden muss. Jeder, der einmal in einem vergleichbaren Setting gearbeitet hat, ist sich der Limitation durch diese Gegebenheit bewusst.

So hatte ich bereits Gelegenheit, beim Beladen des Fahrzeugs mit zwei Patienten mit Ziel Mansa, dabei zu sein. Aus Pietätsgründen habe ich auf Fotografien mit Darstellung der kritisch kranken Patienten verzichtet. Mir fiel allerdings beim Blick auf das Fahrzeug eine andere Kuriosität auf, die ich erst aus der Nähe genau erkennen konnte. Der 50-Liter Sauerstoff-Zylinder passte wohl nicht ganz hinein und daher hing der Hals etwas zum Fenster heraus…

Besonders beeindruckend ist das College of Nursing, an dem im Rahmen einer dezentralen Ausbildung mit zentralem Unterricht und dezentralen Praktika insgesamt etwa 600 (!) Stundenten Krankenpflege, Public Health-Pflege und Geburtshilfe studieren. Neben den üblichen Hörsäälen gibt es auch zwei sehr schöne Skills-Labs, die geradezu zum praktischen Unterrichten einladen.

Personell ist die Situation wenig überraschend nicht ideal. Während eigentlich alle Bettenstationen mit einer fertig ausgebildeten Pflegefachperson und der Gebärsaal mit einer fertig ausgebildeten Hebamme (oder deren männlichem Pendant!) besetzt sein sollte, war das bisher meist nicht der Fall. Während die PflegeschülerInnen zwar sehr nett sind, scheinen sie jedoch nicht primär in selbständiger und vor allem zielführender Arbeit ausgebildet zu werden.

Das Thema Coronavirus wird hier weniger dramatisiert als in Europa. Auf dem Spitalgelände besteht für alle Erwachsenen Maskenpflicht. Es gibt zahlreiche Einrichtungen zum kontaktlosen Händewaschen. Relevante Coronavirus-Fälle (mit Sauerstoffbedarf) gab es hier praktisch keine. Man erinnere sich nur an einen einzelnen Patienten. Ansonsten habe es wiederholt Fälle auch beim Personal gegeben, die man daraufhin in Quarantäne/Heimisolation geschickt habe. Niemand davon sei jedoch ernsthaft erkrankt.

Die Corona-Teststrategie war initial ähnlich wie zeitweise in der Schweiz sehr umfassend: Coronatest bei Arztkontakt aus irgendeinem Grund (unabhägig von Symptomatik oder Exposition). Um Material zu sparen und aufgrund der praktisch ausschliesslich gutartigen Verläufe hat man zwischenzeitlich auf eine Strategie umgestellt, nachdem grundsätzlich jeder Patient vor Hospitalisation (in-patient) und ansonsten (out-patient) nur symptomatische Patienten getestet werden.

Labortechnisch werden Corona-Schnelltests eingesetzt. Wollte man eine rtPCR durchführen, musste man die Proben initial nach Ndola (500km durch Demokratische Republik Kongo, 9h) schicken. Ein zwischenzeitlich in der Provinzhauptstadt Mansa (250km, 4h) eingerichtetes Labor ist wieder ausser Funktion. Mittlerweile werden PCRs in die Hauptstadt Lusaka (1’000km, 14h) geschickt. Die Indikation dafür ist allerdings sehr eng, üblicherweise werden Schnelltests durchgeführt.

Ankunft in Kashikishi

Nach zwei Tagen im Auto (inklusive Shoppinghalt und Behördengängen in der Provinzhauptstadt Mansa) sind wir erschöpft, aber zufrieden, in Kashikishi angekommen. Wir haben Euch einige typische Impressionen von unserer Fahrt auf meist sehr guten, jedoch auch immer mal wieder so klassischen „afrikanischen“ Strassen, dass sie bei erfahrenen Afrikareisenden nostalgische Gefühle wecken können, zusammengestellt.


Hier in Kashikishi leben wir in einem 4.5 Zimmer Hausteil, welches „Mataka’s House“ genannt wird. Auf der anderen Seite, im sogenannten „Swiss House“, werden klassicherweise Besucher aus Europa untergebracht. Nun sind wir dabei, uns einzuleben, einzurichten und einzugewöhnen. Folgende Fotos zeigen unser Haus und die Umgebung. Übrigens, fast direkt vor der Haustür ist der Mweru-See zu sehen.

Bürokratie zum Zweiten…

Unser Wochenende auf der Safarilodge war erholsam und entspannend. Trotz eher schlechten Safariverhältnissen (dies mag an der leider nicht gerade besten Zeit für Safaris liegen ;-)) konnten wir doch einiges sehen. Gerne teile ich einige Eindrücke davon:






Nach diesem sehr schönen Wochenende ging es weiter mit der Immigration. Am Montagnachmittag haben wir den ersten Versuch gestartet um unser Visum zu verlängern bzw. für Bodo um sein Dokumente für die Arbeitsbewilligung abzuholen. Anscheinend sollte dies eine kurze Sache sein, da alles beantragt, bewilligt und bereits bezahlt sei, also nur „abholen“ unserer Dokumente. Nach 2 Stunden warten (wir waren nicht die einzigen die was abholen wollten!) am Montag teilte der Sicherheitsbeamte mit, dass die Behörde nun aufgrund Mittagspause in 30 Minuten schliessen werde. Da wir doch eher noch weit hinten standen, beschlossen wir, nach Hause zu fahren und unser Glück am kommenden Morgen direkt bei Arbeitsbeginn nochmals zu versuchen.

Gesagt getan, am Dienstagmorgen um halb acht standen wir wiederum nicht als einzige vor der Immigration, welche um 8 Uhr öffnete. Nach 3h waren wir die vordersten und durften rein, das heisst Bodo durfte ins Gebäude rein, Kinder sind drinnen leider nicht erlaubt, wie wir in diesem Augenblick informiert wurden.

Nach einer weiteren Stunde warten, kam Bodo mit seiner Arbeitsbewilligung und verlängertem Visum wieder heraus, von Lio und mir waren die Anträge leider nicht vorhanden oder nicht bezahlt…

Mit diesem Teilerfolg zogen wir uns zunächst zurück. Für die kommenden zwei Tage kümmerte sich jemand von unserer Organisation um die fehlenden Visa, auch sie musste mehrere Anläufe starten und verbrachte wartenderweise viele Stunden.

Am Freitag war es dann endlich soweit, ich musste mit zur Immigration und konnte nach kürzester Zeit unsere Pässe mit den Verlängerten Visa stempeln lassen.

Nun haben wir alles komplett, mal wieder gepackt und es soll definitiv los gehen Richtung Kashikishi mit Übernachtung in Samfya.

Wir sind gespannt, was uns erwartet.